Portrait, Akt, Interaktion

Während die Kategorien der Portrait- und Aktfotografie scheinbar fürs Erste keiner weiteren Erklärung bedürfen, ist mit Interaktion immer das fotografische Thematisieren eines nach außen gerichteten Beziehungsgeschehens gemeint.

Hierbei geht es also um einen zutiefst dialoghaften Prozess, in dessen Zentrum das „Dazwischen“, der Zwischenraum einer Beziehung steht, wie jener zur Natur, eines bestimmten Umfeldes, wie das unserer beruflichen oder einer künstlerischen Tätigkeit, unserer besonderen Interessen und Leidenschaften, einer gewissen Szene oder was auch immer.

Wie in allen Bereichen meiner Arbeit interessieren mich hierbei, neben den ästhetischen, insbesondere die (tiefen-)psychologischen und künstlerischen Aspekte. Wobei ich mit ‚Ästhetik‘ natürlich nicht ‚Schönheit‘ im landläufigen Sinne, nach dem gesellschaftlichen Konsens gängiger Mode, meine.

Denn für mich orientiert sich der Begriff ‚Schönheit‘ vor allem an der Strahlkraft des authentischen Ausdrucks der unterschiedlichen Aspekte unseres Wesens, die hervorzuholen und künstlerisch in Szene zu setzen, für mich die reizvollste Herausforderung meines Berufs als Fotograf bildet.

Daher gehören in meiner Arbeit die kommunikativen, also dialoghaften Prozesse, die künstlerischen, sowie psychologisch-therapeutischen und selbsterfahrungshaften Aspekte untrennbar zusammen.

 

Letztlich stellt doch alles im Leben ein Beziehungsgeschehen dar

Kommen wir daher zum fotografischen Herausarbeiten eines nach innen gerichteten Beziehungsgeschehens:

 

Die Portrait-Fotografie

 

Die Ebenen der Wahrnehmung, und die Schichten des Selbst-Ausdrucks Foto: 2008

Die Ebenen der Wahrnehmung, und die Schichten des Selbst-Ausdrucks
Foto: 2008

Auch bei diesem Angebot geht es im Grunde um Beziehung, nämlich um jene zu unserem unmittelbaren Wesens-Ausdruck, wie er einerseits ist, und wie er andererseits eigentlich ist, beispielsweise im lebendigen Spiegel eines menschlichen Gegenübers.

Die unterschiedlichen Seiten unseres Wesens, aber natürlich auch unserer gewordenen Persönlichkeit, zeigen sich im Gesicht – oder vielmehr in unseren vielen Gesichtern, auf deren Spurensuche wir uns hier begeben können.

Den Weg der schrittweisen Rückkehr zur Quelle in jedem Moment empfinden und auskosten,... Denn wir gehen jeden Weg nur einmal. Foto: 2008

Den Weg der schrittweisen Rückkehr zur Quelle in jedem Moment empfinden und auskosten,…
Denn wir gehen alle Wege schließlich nur einmal!  Und jeder Augenblick ist zutiefst unwiederbringlich.
Foto: 2008

Der Blick in die Kamera ähnelt anfangs oft noch dem nach Gefallen heischenden Blick in einen Schmink- oder Ankleide-Spiegel, nur dass die Rückmeldung einer entsprechenden Spiegelung beim Fotografiert-Werden ausbleibt, aufgrund derer wir gewöhnt sind, unsere Gesichtszüge zu kontrollieren, nachzujustieren, um unsere zahlreichen Masken gewissen Vorstellungen anzupassen, diese immer wieder neu aus ihnen herauszumodellieren.

Dieser verinnerlichte Erwartungsdruck, in Verbindung mit dem Fehlen jeglicher Kontrollmöglichkeit durch einen Spiegel beim Fotografieren, ist häufig der Kern einer gewissen Kamera-Scheu, der ihr zugrunde liegenden Unsicherheit. Diese lässt sich aber im kreativen Dialog mit dem Fotografen sehr schnell überwinden. 

Mit  stetem Fokus auf die Tiefen-Strömung, und sei es manchmal nur aus den Augenwinkeln.

Mit unablässigem Fokus auf die Tiefen-Strömung, und sei es manchmal nur aus den Augenwinkeln.

Da bietet sich in unserem Gesichts-Ausdruck also (bei einem Foto-Dialog) erst einmal die aus Erwartungen (fremden und eigenen) geformte Oberfläche dar, die wir der Welt, und in Teilen auch uns selbst, erpicht sind zu präsentieren.

Diese Oberfläche lässt sich natürlich abbilden. Als künstlerisch reizvoll und aussagekräftig erweist sich hier zuweilen das Mittel der behutsamen Überzeichnung.

Doch im Wirkungs-Dreieck, dem Trialog zwischen dem eigenen Wesen mit jenem des Fotografen, sowie mit dem Umfeld, zu dem beide Seiten Verbindung aufnehmen, weicht diese Oberfläche meist sehr bald auf, sodass sich nach und nach auch tiefere Wesens-Schichten zeigen können.

Und genau darum geht es im Kern solcher Foto-Exkursionen immer. Alles Andere wäre …, nun ja, etwas oberflächlich vielleicht, im aller-konkretesten Sinne, und daher auch sehr begrenzt.

Dieser Prozess des Aufweichens, und Durchlässig-Werdens vollzieht sich meiner Erfahrung nach am leichtesten und tiefgründigsten in der Natur.

Und vor allem, wenn das abbildende Gegenüber, also der Fotograf, auch möglichst authentisch, und in der Tiefe seines eigenen Wesens präsent ist. Und genau dies, so meine ich, ist eine meiner Grund-Qualitäten, die ich in dieses fotografische Dialog-Geschehen mit einbringe.

 

Die Akt-Fotografie

Das Leben ist ein Fest!

Das Leben ist ein Fest!
Foto: 2008 im Botanischen Garten in München

Die Beziehung zu unserem Körper ist nochmal ein eigenes und äußerst weit umspannendes Themen-Feld, mit dem ich mich intensiv seit Jahrzehnten, sowohl als Mensch, als Tänzer wie auch als Tanz-, Bewegungs- und Kommunikationslehrer sowie als Autor zahlreicher Essays und Bücher, befasse. Letzteres bevorzugt über das Medium des Tanzes.

Denn der argentinische Tango stellt als reiner Improvisationstanz ohne jegliche Formen-Festlegung, ein hoch verdichtetes Feld nonverbaler und rein körperbezogener Kommunikation dar, bei dem sich die Grund-Prinzipien für jegliches Beziehungsgeschehen und jeder Art von Kommunikation in Reinstform zeigen.

Und in dieser nonverbalen, ziemlich unmittelbaren Real-Kommunikation bilden sich natürlich immer auch unsere Kommunikations-Muster und alle eingeprägten, also automatisierten, unbewussten Verhaltensweisen in den diversen Beziehungs-Geschehen mit ab. Denn gerade im Tango gilt: „Man kann nicht nicht kommunizieren“.

 

Keine Grenzen gesetzt, der Fantasie und Spielfreude

Keine Grenzen, der Fantasie und Spielfreude
Fotografie von 2008, aufgenommen für den Nymphenspiegel

Doch kehren wir zurück zur Akt-Fotografie, beziehungsweise zu meinem fotografischen Ansatz dabei.

Mir geht es hier hauptsächlich darum, den ästhetisch sinnlichen Genuss an der eigenen Körperlichkeit, die Freude daran, künstlerisch zu würdigen und zu feiern, dadurch vielleicht auch ein Wenig zur Verbesserung der Beziehung mit dem eigenen Körper beizutragen, die bei den meisten Menschen ja nicht ganz unbelastet ist. Hierbei eröffnet sich ein weiter individuell variierbarer Gestaltungsraum.